Roms kriegerische Macht in Italien

Roms kriegerische Macht in Italien
Roms kriegerische Macht in Italien
 
Nachdem in Latium die Macht der Etrusker zusammengebrochen war, konnten Rom und die übrigen latinischen Städte im Bündnis gegen Äquer, Volsker und Aurunker im Verlauf des 5. Jahrhunderts v. Chr. ihren Besitzstand behaupten. Die Eroberung und Zerstörung der etruskischen Nachbarstadt Veji nach zehnjährigem Krieg (405-396) vergrößerte dann das römische Herrschaftsgebiet von 800 auf 1500 km2. Ein heftiger Rückschlag erfolgte mit der Invasion der Kelten, die aus ihrem Ursprungsgebiet an Oberrhein und Oberdonau um 400 auch nach Italien eingewandert waren und die Poebene besetzt hatten. Am 18. Juli 387 besiegten sie ein römisches Heer an der Allia und eroberten kurz darauf sogar Rom.
 
Als Reaktion begannen die Römer offenbar den Bau der »Servianischen Mauer« und schlossen ein Bündnis mit den Latinern, das von der römischen Annalistik ins Jahr 493 datierte foedus Cassianum. Nach gemeinsamen Siegen über Kelten, Volsker, Etrusker und Herniker entbrannte in den Jahren 340-38 ein Bruderkrieg mit den Latinern, in dessen Folge die meisten latinischen Gemeinden ihre Autonomie verloren und in den römischen Staatsverband eingegliedert wurden.
 
Das folgende halbe Jahrhundert von 326 bis 272 war bestimmt durch eine beinahe ununterbrochene Kette kriegerischer Aktionen, an deren Ende die römische Herrschaft über Italien stand. Hauptgegner Roms waren die Samniten, oskische Völker des Hochapennin, die nach zwei Kriegen (326-04 und 298-90; der legendäre 1. Samnitenkrieg datiert auf die Jahre 343-41) in das römische Bundesgenossensystem integriert wurden. Die Siege über Kelten, Etrusker und deren italische Verbündete 295 bei Sentinum und 283 am Vadimonischen See brachten Rom die Herrschaft über Mittelitalien.
 
Es folgte der zehnjährige Krieg (282-72) gegen Tarent und den epirotischen Monarchen Pyrrhos. Zwar konnte dieser mit hohen eigenen Verlusten (Pyrrhossieg) 280 bei Herakleia, 279 bei Ausculum und 275 bei Malventum (danach: Beneventum) die Römer besiegen, doch zog er sich noch im selben Jahr nach Epirus zurück. Rom dehnte 272 nach dem Friedensschluss mit Tarent und der Übergabe der Stadt seine Hegemonie auch auf Unteritalien aus.
 
Die Grundlage der römischen Macht bildete das differenzierte Bundesgenossensystem in Italien. Der Begriff »Bundesgenossen« ist freilich irreführend, denn Rom war Hegemonialmacht über abhängige Staaten: Alle Bündnispartner schlossen bilaterale Verträge mit Rom, vertragliche Vereinbarungen der Bündner untereinander waren untersagt. Gegliedert war das Bündnissystem in drei Gruppen, das eigentliche römische Kerngebiet, die Latiner, mit römischen Bürgern besetzte Kolonien im ehemaligen Feindesland, und drittens die Bundesgenossen (socii), im Innern autonome, außenpolitisch von Rom abhängige Städte und Stämme Italiens.

Universal-Lexikon. 2012.

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